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Dar Es Salaam – zwei Gesichter einer Stadt

Um es gleich vorweg zu nehmen, ich denke Dar es Salaam, die Hauptstadt von Tansania, ist furchtbar! Es ist immer heiß, schmutzig, laut und man steht nur im Stau, wenn man versucht von A nach B zu kommen. Wer einen Job hat und vom Rande der Stadt am Morgen reinfährt, ist nicht selten zwei Stunden unterwegs, obwohl es nur wenige Kilometer sind. Am Abend dann das gleiche noch einmal. Der Stau –  in Swahili "foleni" - lebt hier in Dar es Salaam.

Wenn man mit dem Taxi im Stau steht, kann man den Alltag beobachten: Da sind Motoradfahrer, die sich irgendwie durchschlängeln, gefährliche Manöver, die nicht selten in einem Unfall enden. Je nachdem, wo man sich befindet, gibt es Bettler, oft behinderte Menschen oder Alte und auch Straßenkinder, die an das Auto klopfen und Geld wollen. Dann gibt es Verkäufer, die zwischen den Autos laufen und alles was man sich denken kann anbieten – Getränke, Essen, Zeitungen, Autozubehör, Gläser und Putztücher, DVD's, CD's, Elektronik, ... Sie leben vom Stau, denn würde der Verkehr flüssig fließen, hätten sie keine Chance.

Egal, wo man entlang fährt, überall sind Menschen zu Fuß unterwegs, die Straßen sind voll, alles ist in Bewegung – bis auf den Stau! Nicht alle Straßen sind geteert. Auch in der Stadt gibt es Schotter- und Sandpisten, und in mancher Seitenstraße Schlaglöcher so groß, das fast ein ganzes Auto reinpasst.

Ich glaube für die meisten Menschen, die hier leben, ist das Leben hart. Man versucht irgendwie durchzukommen, als Straßenverkäufer, kleiner Händler, Bajajifahrer (das sind die kleinen Rikschataxis), oder als Tagelöhner zum Beispiel. Selbst wer das Glück hat irgendwo angestellt zu sein, weiß nicht, ob er am Monatsende wirklich bezahlt werden wird. Auch Regierungsangestellte mussten schon mehrere Monate auf ihr Gehalt warten.

Aber es gibt auch das andere Seiten von Dar Es Salaam – dort, wo die Botschaften ihre Häuser haben, wo die Ex-pats leben und die Reichen. Hier stehen große Villen mit wunderschönen Gärten, ganze Parkanlagen. Umzäunt von hohen Mauern und Wachleute vor der Tür. Hier ist es ordentlicher, sauberer und ein wenig ruhiger. Es gibt Supermärkte und Cafés, in denen man zuvorkommend bedient wird und exklusive Geschäfte, wo zum Beispiel ein Weihnachtsbaumanhänger mehr kostet als manche im Monat verdienen. Die Geschäfte sind klimatisiert, sodass man sich erholen kann von der Hitze im Freien.

Manchmal flüchte ich mich hierhin, um ein wenig zur Ruhe zu kommen, Abstand von eher schwierigem Alltag zu bekommen, aber nie ganz frei von einem schlechten Gewissen denen gegenüber, die dies nicht können, die irgendwie überleben müssen.

(Claudia Zeising)